Zur Eröffnung des XR CAMPUS sind Hannover und Niedersachsen.next zum Zentrum der XR-Technologie geworden. Vor rund 70 Gästen ist der hochmoderne Experimentierraum kürzlich offiziell vorgestellt und freigegeben worden. Künftig sollen Unternehmen und die Verwaltung hier die Möglichkeiten der Extended Reality für ihren Arbeitsalltag kennenlernen. Gezeigt wurden unter anderem virtuelles Schweißen, ein virtueller Gerichtssaal, Einsatzmöglichkeiten bei der Polizei und vieles mehr.
Eben noch im großen Konferenzraum bei Niedersachsen.next, Sekunden später schon im Büro von Olaf Lies: Niedersachsens Ministerpräsident begrüßt virtuell alle Anwesenden zur Eröffnung des XR CAMPUS und freut sich auf die Zukunft, die wir alle mit dieser Technologie haben werden. Kurz darauf wird er durch einen digitalen Avatar ersetzt, der in einem virtuellen Konferenzraum zu uns spricht. Plötzlich brechen die Wände weg und wir befinden uns auf einer durchsichtigen Plattform, die uns in Windeseile in den Himmel über Hannover und kurz darauf in den Weltraum mit Blick auf Europa befördert…
Diese Vorstellung war nichts für schwache Mägen, doch sie zeigte eindrucksvoll die Möglichkeiten der Extended Reality (XR). In Wirklichkeit saßen die Teilnehmenden immer noch im Konferenzraum bei Niedersachsen.next und hatten eine Virtual-Reality-Brille (VR) vor den Augen. Nach der Präsentation kehrten alle wieder in die reale Welt zurück, nahmen die Brillen ab und atmen einmal durch. Nun konnte der XR CAMPUS bei Niedersachsen.next offiziell eröffnet werden.
Experimentierraum für Unternehmen und Verwaltung

Bei der Begrüßung durch das XR CAMPUS-Team gaben Christian Wollherr und Anna Brandes einen Rückblick auf die Entstehung des XR CAMPUS. So habe man gemeinsam mit dem Niedersächsischen Wirtschaftsministerium und dem Niedersächsischen Innenministerium nicht nur einen „fancy Raum“ für neue Technologien schaffen, sondern diesen auch um ein Netzwerk erweitern wollen. Dr. Alexander Georgiadis, Referatsleiter Digitalisierung und Digitale Gesellschaft in der Niedersächsischen Staatskanzlei, betonte, dass man mit dem XR CAMPUS einen Experimentierraum schaffen wollte, in dem Unternehmen die Mehrwerte von Virtual Reality gezeigt werden können. Auf den Gebieten der Fernwartung, des kollaborativen Arbeitens und vielem mehr eröffneten sich neue Möglichkeiten.
Dr. Horst Baier, CIO des Landes Niedersachsen, zeigte sich erfreut darüber, dass der XR CAMPUS nun hier angesiedelt sei. Er hob die Anwendungsmöglichkeiten bei Medizin und Feuerwehr, aber auch in der Verwaltung hervor. Seine Vision seien VR-Anwendungen auf Verwaltungsebene, die datenschutzkonform in eigenen Clouds selbst gehostet und verwaltet werden. „Da kann Niedersachsen Vorbild für andere sein.“
Uwe Ilgenfritz-Donné, Geschäftsführer von Niedersachsen.next, wagte einen Blick zurück in die Zeit seiner juristischen Ausbildung und schilderte, wie man damals einfach so in den Gerichtssaal „reingeworfen“ worden sei. Aus heutiger Sicht wäre eine passende VR-Anwendung sinnvoll gewesen. Auch im Umgang mit älteren Menschen, beispielsweise im Pflegebereich oder bei Demenz, seien zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten denkbar.
„Outside the Box” denken, aber jetzt wirklich!
Philipp Sostmann, Berater und Geschäftsführer der PAS01 GmbH, gab in seiner Keynote spannende Impulse zum Thema Künstliche Intelligenz (KI). Es sei an der Zeit, wirklich „outside the box“ zu denken. Computer hätten seit 50 Jahren Bildschirm, Tastatur und Maus. Und auch im Arbeitsalltag, bestehend aus Kaffee, Datenverarbeitung und Meetings, sei außer kleineren und schnelleren Geräten nicht viel passiert. Seine Vision für 2050 beinhaltete digitale Kontaktlinsen und neuronale Interfaces. Die digitale Arbeitsumgebung werde personalisierbar und kontextualisiert gestaltbar sein. Kollaboratives Arbeiten werde weltweit möglich sein mit realistischen Avataren der Mitarbeitenden „als würden sie neben einem stehen.“ Sostmanns Apell: Die Menschen müssen VR-Brillen ausprobieren, um die Technologie kennenzulernen und zu erleben.
Genau dies sei die Absicht des XR CAMPUS, erklärten Dr. Antonia Kuhn und Philipp Markhardt aus dem XR CAMPUS-Team. Das Projekt bestehe aber nicht nur aus einem 53 Quadratmeter großen Raum bei Niedersachsen.next mit 35 VR-Brillen, sondern beispielsweise auch aus einer Community auf der Online-Plattform innomatch und einem umfangreichen Netzwerk aus Expert:innen, mit denen Beratungsgespräche vereinbart werden können. Als neues Informationsformat des XR CAMPUS werde demnächst die Online-Reihe „Lunch & Learn“ an den Start gehen. Thema der ersten Ausgabe am 24.6.2025 sei das Metaverse. Alle Infos dazu gibt es auf xrcampus.de.
Schweißen, Zeugenvernehmung, Raumplanung – alles virtuell

Nach diesen einleitenden Worten hatten alle Teilnehmenden die Gelegenheit, den XR CAMPUS sowie unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten der VR-Technologie hautnah zu erleben. Das Niedersächsische Justizministerium präsentierte einen virtuellen Gerichtssaal, in dem angehende Richter die Befragung von Zeugen und weitere Gerichtssituationen trainieren können. Seabery Augmented Technology war mit einem Schweißsimulator vor Ort, der es Auszubildenden ermöglicht, verschiedene Schweißtechniken kennenzulernen, ohne den Gefahren von Licht oder Hitze ausgesetzt zu sein.
Bei Area 1 lernten die Gäste den „Kat Walk“ mit virtuellen Fortbewegungstechniken kennen. Halocline zeigte einen XR-Editor zur Raumplanung industrieller Arbeitsplätze. Die Niedersachsen.next Automotive Agentur präsentierte das Projekt „Transfer-X Mission Dataspace“ mit dem Fokus auf Datenräume für die Automobilindustrie. Bei adesso SE ging es um einen Digitalen Zwilling für Wartung und Produktion und die Polizeiakademie Niedersachsen war mit einer Anwendung für VR-gestütztes Einsatztraining vor Ort. Alle Anwendungen konnten ausprobiert werden, wovon auch reger Gebrauch gemacht wurde. Parallel gab es Mini-Workshops zu XR Use Cases mit Keynote-Speaker Sostmann.
Große Begeisterung, aber auch Unwissen
Zum Abschluss gab Dr. Sebastian Klöß vom Branchenverband Bitkom in einem Impuls Einblicke in den Status quo und einen Ausblick auf die XR-Technologie in Deutschland. Digitale Technologien seien in der Breite bei den Unternehmen angekommen, vor allem in den Bereichen Big Data, Internet of Things, Künstliche Intelligenz und Robotik. Allerdings hätten laut Umfragen erst 22 Prozent der Menschen jemals eine VR-Brille benutzt. Es herrsche eine große Begeisterung für das Thema, aber auch Unwissen. Die kommenden Jahre müssten für noch mehr Aufklärung genutzt werden.
Das Team des XR CAMPUS zog ein sehr positives Fazit des Tages. Das Thema lade dazu ein, neu zu denken und grenzenloser zu denken. Und wenn die Digitalisierung beispielsweise bei der Verwaltung ankomme, dann komme das auch bei den Menschen an. Verwaltung werde von vielen mit Politik gleichsetzt und durch mehr digitalen Fortschritt auf diesem Gebiet würde auch die Demokratie gestärkt werden.
Alle Infos zum XR CAMPUS, zum Expert:innen-Netzwerk und zu aktuellen Terminen finden Sie auf xrcampus.de.
(Bilder: Niedersachsen.next)
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