Wenn ich mich nicht gerade mit Digitalisierung beschäftige, dann sind es Investments, die meine volle Aufmerksamkeit genießen. Ganz zu Anfang meiner Investment-Karriere musste ich mich entscheiden, wie ich mein Geld an der Börse investieren wollte: Als Investor oder als Spekulant? Long-Term-Value oder Short-Term-Opportunities? Wichtig: Das ist keine Frage nach falsch oder richtig. Das eine ist nicht besser als das andere. Es ist viel mehr wie bei einem Hut. Nicht jeder Hut passt auf jeden Kopf. Wenn man seinen Hut jedoch gefunden hat, dann sollte man bei ihm bleiben.

Ich hatte damals beides ausprobiert und mich schließlich für Long-Term-Value entschieden. Elf Jahre später weiß ich auch warum: Long-Term-Value passt einfach besser zu meinen Werten. Ich freue mich jedes Mal darüber, wenn ich auf Unternehmen und deren CEOs treffe, die langfristige Werte für Mitarbeitende, Kundschaft, Liefernde und Investorinnen und Investoren schaffen. Und außerdem zeigen zahlreiche Studien, dass sich Long-Term in der Unternehmenswelt einfach mehr auszahlt als Short-Term.

Long-Term-Value schlägt Short-Term-Opportunities

Zwei Personen am Tisch mit Laptop und Tablet und Börsenkursen.
Wer bei Investments auf Long-Term-Value setzt, muss nicht bei jedem Quartalsergebnis zittern. Unternehmen denken dabei in Jahrzehnten oder gar Generationen. (Bild: AlphaTradeZone/Pexels)

Eine dieser Studien ist „The Data: Where Long-Termism Pays Off“ von Dominic Barton, Managing Director von McKinsey, sowie James Manyika und Sarah Keohane Williamson. Im Zeitraum von 2001 bis 2014 untersuchten sie 615 US-Unternehmen (exklusive Finanzunternehmen), die 60 bis 65 Prozent der gesamten US-Marktkapitalisierung darstellten. Von diesen 615 Unternehmen identifizierten sie 167, die sich nachweislich an Long-Term-Value orientierten und setzten deren Ergebnisse ins Verhältnis zum Durchschnitt:

  • Average Company Revenue: +47 Prozent
  • Average Company Earnings: 36 Prozent
  • Average Company Economic Profit: +81 Prozent
  • Average Market Capitalization: +58 Prozent
  • Average Job Creation: +132 Prozent

Das Ergebnis ist eindeutig. Long-Term-Value schlägt Short-Term-Opportunities, insbesondere wenn die Unternehmen in Jahrzehnten oder gar Generationen denken. Und auch für Investorinnen und Investoren ist es lukrativ, sich an solchen Unternehmen zu beteiligen. Ich persönlich kann dadurch ruhig schlafen, weil ich weiß, dass das nächste Quartalsergebnis nicht entscheidend ist.

Langfristige Planung zahlt sich für alle aus

Behälter voller Metallstifte.
Für die Umsetzung der Digitalisierung braucht es oft ein langen Atem, beispielsweise für die digitale Transformation eines Stahlhändlers. (Bild: Rolled Alloys Specialty Metal Supplier/Pexels)

Und obwohl die Daten eindeutig sind, sind die meisten Menschen auf das Kurzfristige gepolt. Den meisten ist eine schnelle, kurzfristige Belohnung lieber als das ganz große Ding einige Jahre später. Doch ein mittel- bis langfristiges Investment ist ein Investment in Menschen und Innovationen, das sich letztlich auszahlt, für Mitarbeitende, Kundschaft, Liefernde, Investorinnen und Investoren sowie die gesamte Gesellschaft.

In puncto Digitalisierung ist mein Lieblingsbeispiel nach wie vor der Stahlhändler Klöckner. Das Unternehmen befindet sich seit acht Jahren in der digitalen Transformation. Die Anfänge waren alles andere als leicht. Wenn man aus der Stahlbranche kommt und plötzlich in Software und Plattform machen soll, dann stellt das die gesamte Belegschaft vor eine große Herausforderung. Deshalb ziehe ich Klöckner auch so gerne als Beispiel heran. Das Unternehmen musste gänzlich andere Kompetenzen aufbauen. Doch mittlerweile hat sich Klöckner zum Digital Leader der ganzen Branche in Europa und jenseits des Atlantiks gemausert. Dies passierte jedoch nicht über Nacht, sondern aufgrund eines Long-Term-Investments.

(Titelbild: Tima Miroshnichenko/Pexels)