Vor ein paar Monaten waren meine Frau und ich bei einer wunderschönen Trauung eingeladen. Das Pärchen, das sich trauen ließ, kennen wir bereits seit vielen Jahren. Die Zeremonienleiterin nahm uns mit auf die Reise der beiden, vom ersten Kennenlernen bis zur Hochzeit. Sie sagte den Satz: „Die beiden suchen nicht nach dem Sinn des Lebens, sie geben ihrem Leben einen Sinn.“ Dieser Satz wurde zu meinem Erfolgsgedanken des Tages.

Ich finde, dieser Satz gilt nicht nur für unser Leben, sondern auch für unsere Arbeit. Wenn das Unternehmen, in dem Du arbeitest, oder die Tätigkeit, die Du ausführst, nicht mehr auf Deinen Sinn einzahlt, dann wird es Zeit für etwas Neues. Die Geschichte von Herman Cain ist hierfür ein motivierendes Beispiel:

Als Sohn einer armen Arbeiterfamilie, die hart für ihr Geld arbeitete, musste er schon in der Schulzeit jobben. Später erwarb er einen Abschluss in Mathematik und fing bei Coca-Cola an, in dem Unternehmen, in dem auch sein Vater als Fahrer arbeitete. Und obwohl er schnell zum Manager aufstieg, fürchtete er, dass seine Karriere hier zu Ende sei, weil ihn jeder nur als den Sohn des Fahrers ansehen würde.

Endstation Vizepräsident?

Sechsköpfiger Vorstand aus Frauen und Männern sitzen und stehen am Schreibtisch im Büro.
Reicht es einem für die persönliche Entwicklung, Vizepräsidentin oder -präsident eines Unternehmens zu sein oder will man ganz nach oben? (Bild: August de Richelieu/Pexels)

Also entschied er sich, seinem damaligen Chef zu folgen und zum Lebensmittelhersteller Pillsbury zu wechseln. Auch hier legte er eine steile Karriere hin. Unter anderem war er für den Bau der neuen Konzernzentrale, die aus zwei 40-stöckigen Wolkenkratzern bestand, verantwortlich und konnte den Bau schneller als geplant abschließen. Was dazu führte, dass er vier Jahre eher als gedacht zum Vizepräsidenten des Unternehmens aufstieg. Doch hier war seine Karriere in diesem Unternehmen wieder zu Ende. Es gab keine Aussicht darauf, Präsident des Unternehmens zu werden. Der Sinn, den er sich selbst gegeben hatte, sollte ihm verwehrt bleiben. In seinem Buch „This is Herman Cain! My Journey to the White House“ schreibt er:

„Ich war damals 36 Jahre alt, und obwohl ich dankbar dafür war, dass ich so schnell so viel erreicht hatte, wusste ich damals, dass ich mehr wollte. Ich begann mir vorzustellen, wie aufregend es wäre, wenn ich wirklich ein Unternehmen führen könnte …! Nach mehreren erfolgreichen Jahren als Vizepräsident von Pillsbury wusste ich, ich wollte noch höher hinaus. Ich wollte Präsident eines Unternehmens sein, egal, welches und wo.“

Es sollte sich eine Gelegenheit ergeben, die ihm genau das bieten sollte. Es gab jedoch einen Haken. Er hätte wieder ganz von vorn anfangen müssen. Wirklich ganz von vorn. Sein Chef bei Pillsbury bot ihm an, bei Burger King anzufangen, einem Unternehmen des Konzerns, und zwar als Burgerbrater. Denn die Philosophie bei Burger King war, dass man das Geschäft von der Pike lernen musste, ohne Abkürzungen:

„Mein Wechsel zu Burger King würde bedeuten, dass ich meinen sauer verdienten und sehr begehrten Titel Vizepräsident verlieren würde, dass ich zunächst erheblich weniger Gehalt bekäme und auf Aktienoptionen verzichten müsste. Ich müsste in einer mir völlig neuen Branche ganz von vorn anfangen und, falls ich erfolgreich wäre, womöglich zu meinem Nachteil in einen anderen Teil des Landes umziehen.“

Vom Burgerbrater zum Unternehmensleiter

Nahaufnahme eines Hamburgers mit Käse, Bacon, Tomaten und Salat.
Auf dem Weg an die Unternehmensspitze ist es manchmal zielführend, ganz unten an der Basis der Firma anzufangen, beispielsweise als Burgerbraterin oder -brater. (Bild: Valeria Boltneva/Pexels)

Titel als Vizepräsident, üppiges Gehalt, Aktienoptionen, was ist mit Dir los, Cain, könnte unsereins denken. Du hast Dir ein tolles Leben in kürzester Zeit aufgebaut! Aber Cain war konsequent. Für ihn war es nur logisch, zu wechseln, denn nur so konnte er seinen Sinn erfahren. Er wechselte zu Burger King, besuchte die Burger King University, wo ihn alle nur „der Alte“ nannten, grillte Whoppers, lernte zu kassieren, stieg zum stellvertretenden Manager eines Lokals auf, wurde dann zum Assistant Manager und Manager befördert, dann zum Regionalleiter und anschließend zum Vizepräsidenten.

Wieder Vizepräsident, jetzt wirst Du sicherlich wissen wollen, ob der Wechsel zu Burger King seinen Traum, Präsident eines Unternehmens zu sein, erfüllt hat? Ja, jedoch nicht bei Burger King. Vier Jahre nach seinem Wechsel zu Burger King bot man ihm an, ein von Pillsbury in der Zwischenzeit übernommenes jedoch erfolgloses Unternehmen zu leiten, Godfather’s Pizza. Und natürlich sagte er zu.

Was für ein Weg, mit zahlreichen Windungen, Herausforderungen und Momenten des Verzichts. Doch es hat sich gelohnt, ihn zu gehen und seinem Sinn zu folgen. Nicht die Arbeit liefert uns einen Sinn, sondern wir geben der Arbeit einen Sinn. Was ist Ihr Sinn?

(Titelbild: Tima Miroshnichenko/Pexels)