Im Mai 2022 wurde von der niedersächsischen Landesregierung die KI-Strategie Niedersachsen veröffentlicht. Mit der Strategie formuliert die Landesregierung klare Ziele, Maßnahmen, Budgets und Umsetzungszeiträume für den Bereich der KI in Niedersachsen. Auch das Thema KI in der Gamesbranche wird beleuchtet.

Künstliche Intelligenz und Games haben eine stark voneinander geprägte gemeinsame Entwicklung erlebt. Schon früh wurde KI eingesetzt, um Spiele zu analysieren, künstliche Gegenspieler in Spielen zu erzeugen, reale Situationen nachzustellen (zum Beispiel Flugsimulatoren) oder mit anderen Mitspielern in virtuelle Welten einzutauchen. Besondere Aufmerksamkeit erfuhren dabei kombinatorische Spiele wie Schach (IBM Deep Blue gegen Kasparow, 1996) oder das chinesische Go (Google Deep Mind Alpha Go gegen Sedol, 2016) und die Kombination der Sprachverarbeitung mit Spielen wie bei Jeopardy (IBM Watson, 2011).

Bild aus der Aufzeichnung des Spiels der Google DeepMind Challenge
Die Möglichkeiten von KI: Im Jahr 2016 konnte die von Google entwickelte Künstliche Intelligenz AlphaGo den als stärksten Go-Spieler der Welt geltenden Lee Sedol in vier von fünf Partien schlagen. (Screenshot: Youtube/Deepmind)

Schwerpunkte in der KI-bezogenen Gamesforschung bilden dabei Verfahren des maschinellen Lernens, unter anderem aus den Bereichen des Reinforcement Learning (zum Beispiel Monte-Carlo Tree Search) und der Procedural Content Generation, Entwicklungen im Bereich der Mensch-Maschine Schnittstellen, zum Beispiel aus den Bereichen der Augmented- oder Virtual Reality, sowie Echtzeitanimation und Kommunikation, beispielsweise über Cloud Anbindungen oder Streamingdienste. Viele dieser Themen finden sich auch direkt als Schwerpunkt auf namhaften Konferenzen wie der IEEE Conference-On-Games (CoG).

Das starke Wachstum des deutschen Gamesmarktes aus dem Jahr 2020 hat sich laut dem Branchenverband Game in 2021 fortgesetzt. Der Umsatz mit Computer- und Videospielen sowie entsprechender Hardware wuchs in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro.

Neben dem starken Wirtschaftspotenzial, erlaubt der Umgang in einer spielerischen (virtuellen) Umgebung einen Wissensgewinn, der es ermöglicht die gewonnenen Erkenntnisse auf reale Probleme auszurollen (Transfer-Learning etc.). So kann beispielsweise durch die Nutzung digitaler Zwillinge, die ein virtuelles Abbild eines Artefakts (zum Beispiel einer Maschine oder eines Fahrzeugs) darstellen, das Verhalten des Artefakts in der Realität digital simuliert werden und auf diese Weise Kosten sowie Schäden, die bei Realversuchen entstehen würden, deutlich reduziert werden. Beispielhaft seien hier die Felder autonomes Fahren (Mobilität), Spieltheorie (Wirtschaftswissenschaften), virtuelle Welten (Industrie 4.0), digitale Lernumgebungen/digitales Arbeiten (VR/AR, Serious Games), oder die (Medizin-) Robotik (Pfadplanung, Regelung) genannt. Auch die Erschaffung umfänglicher virtueller Welten, sog. Metaverses, stellt nicht nur im Spielebereich einen Schwerpunkt dar, sondern wird künftig auch im wirtschaftlichen Bereich, beispielsweise im eCommerce oder bei der Zusammenarbeit im beruflichen Alltag, eine zunehmend wichtige Rolle spielen.

 

Symbolbild APITs LabIn Niedersachsen gibt es bereits seit 2011 eine Gamesförderung durch die nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH. Dort ist seit 2017 zudem das Applied Interactive Technologies Lab (kurz APITs Lab) angesiedelt. Applied Interactive Technologies (APITs) vereinen alle Technologien, die ihren Ursprung in der Gamesbranche haben: Virtual Reality, Augmented Reality, Gamification und Serious Games. APITs nutzen Technologien und Mechaniken aus dem Unterhaltungsbereich für Business-Anwendungen. Das APITs Lab bringt in Niedersachsen die Gamesbranche mit der „klassischen“ mittelständischen Wirtschaft mittels Netzwerkveranstaltungen und Entwicklungsworkshops zusammen.

Zudem wird am Standort Niedersachsen gemeinsam mit der Gamesbranche unter dem Titel „Gameland“ ein Konzept für ein tragfähiges Programm zur Erzeugung eines nachhaltigen und wirtschaftlichen Ökosystems für die gesamte Branche erarbeitet und umgesetzt. Die Umsetzung des Gamelands Niedersachsen wird vom Land Niedersachsen mit bis zu 3 Millionen Euro unterstützt. Hierbei entsteht eine zentrale Informations- und Anlaufstelle für alle Branchenakteure. Ferner sollen Netzwerke gestärkt und zusammengeführt sowie ergänzende Angebote geschaffen werden. Ein zentraler Baustein in der inhaltlichen sowie praktischen Umsetzung des Gamelands ist dabei das Thema KI.

Alles Weitere rund um unsere Themenwoche „Gamification, Serious Games & eSports: Unternehmen spielerisch digitalisieren?!“ vom 13.–17.6.2022 finden Sie hier.

 

(Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, Bild: Sean Do/Unsplash )