Neulich las ich etwas über das Prinzip des Tauschens. Laut Autor John C. Maxwell geht es beim Tauschen darum, dass man etwas aufgeben muss, um zu wachsen. Maxwell, selbst Pastor, Autor und gefragter Redner, brachte ein Beispiel aus seiner Jugend. Damals spielte und sammelte er mit seinen Freunden Murmeln. Es gab zwei Wege, um sich besonders seltene Murmeln zu ergattern. Entweder hatte man das Glück, die Murmeln in einem Sammelset zu kaufen oder man spielte um sie.

Maxwell hatte einen Freund, der eine besonders seltene Murmel besaß. Und diese wollte Maxwell unbedingt haben. Er wollte jedoch nicht so lange warten, bis diese ihm in einem Set ebenfalls zufallen würde – außerdem war die Wahrscheinlichkeit sehr gering. Das Problem war nun, dass der besagte Junge jedoch nie um diese besondere Murmel spielte. Also musste er sich etwas anderes überlegen.

Nahaufnahme von gut zwei Dutzend Murmeln im Halbdunkel.
Wer es auf besonders schöne Dinge abgesehen hat, sollte bereit sein, etwas dafür zu opfern. (Bild: Vlad Alexandru Popa/Pexels)

Er kam zu dem Schluss, dass es nur über einen Tausch funktionieren würde. Also bot er dem Jungen an, sich irgendeine von seinen Murmeln auszusuchen. Dieser war jedoch nicht daran interessiert. Daraufhin bot Maxwell ihm zwei, dann drei und später vier an. Erst als er ihm sieben Murmeln anbot, war der Junge mit dem Tausch einverstanden.

Ich persönlich gehöre der Gogo-Generation an. Bei uns lief das Tauschen dieser kleinen Figuren damals nicht anders als bei Maxwell und seinen Murmelfreunden. Für mich ist das Prinzip des Tauschens auf Anhieb einleuchtend. Auch habe ich jahrelang Schach gespielt, bei dem mir dieses (Erfolgs-)Prinzip immer wieder begegnete. Im Laufe des Spiels kam ich immer wieder in Situationen, in denen ich meine wertvollste Figur für eine Chance auf den Sieg aufgeben (tauschen) musste.

Sattler passen sich dem Markt an

Blick in eine Werkstatt mit Sätteln und Zaumzeug für Pferde.
Von der veränderten Mobilität vom Pferd hin zu Automobil und Eisenbahn waren die Sattler damals besonders betroffen. Sie behielten ihre Fähigkeiten, tauschten aber den Beruf. (Bild: Eva Elijas/Pexels)

Auch im Berufsleben begegnet uns dieses Prinzip immer wieder. Vor 200 Jahren waren die meisten Menschen zu Pferd und mit der Kutsche unterwegs. Irgendwann kam die Eisenbahn und später dann das Automobil. Diese verdrängten das Pferd als Hauptfortbewegungsmittel von unseren Straßen vollständig. Von dieser Entwicklung wurden unter anderem die Sattler hart getroffen. Die meisten von ihnen gingen damals wahrscheinlich auf die Straße, um zu demonstrieren: Was für eine Unverschämtheit den Pferden gegenüber! Das könne man doch nicht machen! Und überhaupt sei die schnelle Reisegeschwindigkeit mit Zug und Auto ungesund für den menschlichen Körper! Diese Aussagen sind kein Witz, sondern wurden damals tatsächlich als Argumente vorgebracht.

Während die Masse der betroffenen Sattler sich über ihren Beruf definierte, gab es aber auch diejenigen, die sich über ihre Fähigkeiten definierten. Diese machten dann den Anfang und sattelten im wahrsten Sinne des Wortes einfach um. Sie wechselten einfach das Pferd oder besser gesagt: das Fortbewegungsmittel, für das sie ihre Leistung anboten. Statt Pferdesättel fingen sie an, Sitzpolster für die Eisenbahn- und Automobilindustrie herzustellen.

Weiterbilden, um zu wachsen

Eine junge Frau sitzt am Schreibtisch und betrachtet einen Bildschirm, auf dem eine andere junge Frau in einer Lehrsituation zu sehen ist.
Durch Weiterbildung und den Tausch von Tätigkeiten kann jeder im Berufsleben wachsen. (Bild: Julia M Cameron/Pexels)

Ich selbst habe während meiner sechsjährigen Zugehörigkeit zum Innovationszentrum Niedersachsen bereits sechs Mal mein Tätigkeitsfeld im Unternehmen entweder vollständig oder teilweise getauscht, um zu wachsen. Dabei hat mich die Digitalisierung stets begleitet. Entweder indem ich mich fast zu Grenzkosten von null weiterbilden konnte oder indem ich digitale Lösungen entwickelt habe, die das Unternehmen weiterbringen und damit meinen Platz im Unternehmen sichern. Einen Arbeitsplatz mit absoluter Sicherheit wird es jedoch nie geben. Die einzige Sicherheit, die Sie und ich haben, ist unsere Bereitschaft, uns persönlich weiterzuentwickeln und immer wieder aufs Neue zu tauschen.

Denken Sie über sinnvolle Tauschgeschäfte aus Ihrer Vergangenheit nach. Gibt es aktuell ein lohnendes Tauschgeschäft, das Sie tätigen können? Und denken Sie daran: Manchmal müssen wir etwas Liebgewonnenes aufgeben, um das nächsthöhere Level zu erreichen.

 

(Titelbild: JESHOOTS.com/Pexels)