Mit dem Ziel, die Fleischproduktion der Zukunft ökologischer zu gestalten, haben das Mittelstand-Digital Zentrum Hannover und das hannoversche Startup Lower Impact ein gemeinsames Digitalisierungsprojekt gestartet. Dabei geht es um die Aufzucht von Insekten, in diesem Fall Mehlwürmer. In einem ersten Schritt ist ein Demonstrator für eine automatische Mehlwurm-Sortieranlage entwickelt worden, bei der Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt.

Sind Insekten die ressourcenschonenden Fleischlieferanten von morgen? Fakt ist: Insekten, wie beispielsweise Mehlwürmer, benötigen von allem weniger. Weniger Platz, weniger Wasser und weniger Futter. Zudem liefern Mehlwürmer viele Proteine, ungesättigte Fettsäuren und weitere Nährstoffe. Da liegt es nahe, einen Teil der zukünftigen Fleischproduktion durch Insekten wie Mehlwürmer zu gestalten. Doch bisher gibt es dafür keine geeigneten Produktionsanlagen.

Die Lower Impact GmbH aus Hannover will das ändern und die Produktion von Mehlwürmern mit Hilfe Künstlicher Intelligenz automatisieren. Unterstützt wird das Start-up vom Mittelstand-Digital Zentrum Hannover sowie dem IPH – Institut für Integrierte Produktion Hannover gGmbH. Als erstes Ergebnis des Projekts sind eine automatische Mehlwurm-Sortieranlage und ein Demonstrator entwickelt worden.

Mehlwürmer werden automatisch nach Größe sortiert

Die Sortieranlage setzt sich aus einem Förderband, einer Kamera, KI-basierter Bildauswertungssoftware und 16 Druckluftventilen zusammen. Die Mehlwürmer werden auf dem Förderband über die Anlage und durch die Kameraerfassung transportiert. Eine Bildauswertung erfolgt mit Hilfe Künstlicher Intelligenz, klassifiziert die Mehlwürmer in Echtzeit nach Größe und ermittelt die Positionen der größten Tiere. Aufgrund dieser Daten werden die Ventile gesteuert, die anschließend gezielt geöffnet werden und per Druckluft einen Mehlwurm vom Band pusten.

Auf diese Weise sollen besonders große Käferlarven, die für die weitere Zucht eingesetzt werden können, schnell und effizient ermittelt und aussortiert werden. „Diese optische Sortierung ist die einzig wirtschaftliche Lösung“, sagt Zentrumsmitarbeiterin Anne Rathje, die gemeinsam mit Lower Impact den Demonstrator für die Sortieranlage entwickelt hat.

Effizientes Vorgehen ohne manuelle Arbeitsschritte

Das Sortieren der Mehlwürmer sei zwar nur einer von vielen Arbeitsschritten bei der Aufzucht – „aber der Schritt, der am schwierigsten zu automatisieren ist“, so Rathje weiter. Bisher habe man für die Sortierung Siebe mit unterschiedlichen Maschenweiten eingesetzt. Bei diesem Vorgehen seien häufig Mehlwürmer steckengeblieben und mussten per Hand entfernt werden. Bei einer Produktion in großem Maßstab sei das zu aufwendig und teuer. Mit der KI-basierten Sortieranlage seien keine manuellen Arbeitsschritte mehr notwendig.

Die Bildauswertung per KI bietet den weiteren Vorteil, dass anhand der Größe der Mehlwürmer Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand und die Haltungsbedingungen gezogen werden können. So können bei Bedarf individuelle Anpassungen an die Aufzucht vorgenommen werden.

Quelle und weitere Infos: Mittelstand-Digital Zentrum Hannover

(Bild: katerinavulcova/Pixabay)