Zehn Stunden Programm, mehr als 30 Speaker auf zwei Online-Bühnen, 2000 virtuelle Besucher – Das sind die Eckdaten der vergangenen OMK.digital 2020. Aufgrund der Coronakrise fand die etablierte Konferenz am 7.5.2020 zum ersten Mal als Videokonferenz im Internet statt. Moderatoren und Gäste schalteten sich per Webcam zusammen, Besucher verfolgten das Programm am Computerbildschirm oder Smartphone. Trotz dieses ungewohnten Formats lieferte die Veranstaltung eine Fülle von hilfreichen Infos für den Einzelhandel in der derzeitigen Krisenlage. Zum Programm gehörten Vorträge, Talkrunden und Interviews mit Unternehmensvertretern, Marketingexperten und Politikern, darunter Niedersachsens Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann und Digitalstaatssekretär Stefan Muhle.
Der Schwerpunkt der OMK.digital 2020 lag auf der konkreten Hilfe für den Einzelhandel, ganz besonders unter dem Gesichtspunkt der aktuellen Corona-Pandemie. Als Einstieg in die Thematik gab Prof. Dr. Gerrit Heinemann vom heimischen Arbeitszimmer aus einen Überblick über die Lage. Aufgrund der aktuellen Insolvenzgefahr für viele Unternehmen müsse man mit der Krise umgehen wie mit einem Sanierungsfall, sagte er. Lokalen Händlern riet er, sich verstärkt mit der Online-Thematik auseinanderzusetzen, obwohl es der falsche Weg sei, einen Internetshop übers Knie zu brechen, wenn man darin keinerlei Erfahrung habe. Kontakt halten über Social Media funktioniere ebenso gut. Die Erreichbarkeit des Unternehmens müsse 24/7 gewährleistet sein. Der alte Spruch, wonach man sich im Einzelhandel „die Ärsche reiben“ muss, gelte nicht mehr. Zukünftig gehe es beim Einkaufen aus gesundheitlichen Gründen eher um „Arschvermeidung“.
Wirtschaftsminister Althusmann im Interview
Teil der Eröffnung auf Onlinebühne eins war anschließend ein Video-Interview mit Niedersachsens Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann. Er hob die Förderleistung des Landes Niedersachsen in der aktuellen Krisenlage hervor, wonach bereits 900 Millionen Euro an Unterstützungsleistungen gezahlt oder bewilligt worden seien. Althusmann riet den Unternehmen, die empfangenen Förderleistungen nicht einzulagern, sondern die Krise als Chance zu nutzen, um an den richtigen Stellen zu investieren.
Im weiteren Programm der OMK.digital 2020 wechselten sich nützliche Tipps von Marketingexperten mit Erfahrungsberichten von Unternehmensseite ab. So gaben beispielsweise Marcus Diekmann, CEO von Rose Bikes, sowie Dr. Anna Weber und Dr. Jan Weischer, die Geschäftsführer von BabyOne, interessante Einblicke in ihre Unternehmen. Bei BabyOne sei man gut durch die Krise gekommen, vor allem durch das Netzwerk der Franchisepartner im Hintergrund und eine geschickte Verknüpfung von Online und Offline. Nun gelte es, den Kopf nicht in den Sand zu stecken.
Herausforderungen der Coronakrise meistern
Wer sich vor der Krise wenig mit Onlinehandel beschäftigt hat, muss das aufgrund der Coronamaßnahmen plötzlich tun. Wie das den Alltag kleiner Einzelhändler änderte, beleuchtete eine Talkrunde mit Marion Schouten (Flowers by Schouten), Helen Kreuzkamp (Kreuzkamp Genuss GmbH) und Jan Orthey (Lünebuch). Hierbei wurde deutlich, dass in der Krise neben neuen Kommunikationskanälen wie Social Media auch die klassischen Telefonanrufe bei den Kunden weiter hoch im Kurs stehen.
Zu den Marketingexperten des Tages gehörten beispielsweise Felix Beilharz, der Tipps zum Google-Ranking gab, Valerie Baumgart, die Impulse zu E-Mail-Marketing und Newslettern lieferte und Norman Nielsen, der sich dem digitalen Content für kleine Unternehmen widmete. Bei Prof. Dr. David Loschelder ging es um die psychologische Wirkung von Preisen und Sarah Weitnauer informierte über psychologische Tricks in der Webseitengestaltung.
Mutig bleiben, Chancen nutzen
In einer weiteren Talkrunde wurde über Wege aus der Krise diskutiert. Teilnehmer waren Niedersachsens Digitalstaatssekretär Stefan Muhle sowie Tim Arlt (Händlerbund), Benedikt Hüppe (Unternehmerverbände Niedersachsen), Martin Bockler (IHK Stade), Martin Groß-Albenhausen (Bundesverband E-Commerce und Versandhandel) und Mark Alexander Krack (Handelsverband Niedersachsen-Bremen). Fazit: Es kommt sowohl auf den Kunden, als auch auf den Händler an. Die Menschen müssten wieder mehr stationär einkaufen, doch eine Verknüpfung von analog und digital sei unumgänglich. Lieferservice kam zur Sprache, auch für Brötchen, Obst und Gemüse. Der Vorschlag, 250-Euro-Gutscheine als Konsumanreiz zu verteilen, wurde allgemein als fragwürdig beurteilt. Eher müssten die Umstände wieder normalisiert werden. Maskenpflicht halte vom Shopping ab. Top-Tipps für Händler: fleißig sein, jetzt die Chancen nutzen, gemeinsam handeln, mutig sein, aufgeschlossen sein.
Das Programm der OMK.digital 2020 bot einen kompletten Rundumschlag mit allen Aspekten für einen modernen Einzelhandel. Natürlich kamen auch Thematiken wie Amazon, Facebook, Ebay und SEO-Marketing nicht zu kurz. Die Veranstalter von der web-netz GmbH verlosten im Laufe des Abends professionelle SEO-Analysen. Den Abschluss des Tages bildeten Stefanie Hämmerle und Matthias Henze vom Sponsor Jimdo mit einem Einblick in kreative Beispiele für Online-Shops, die genau jetzt Geschäft und damit auch Mut für andere machen.
Mut – mit dem Wort des Tages ging die OMK.digital 2020 zu Ende. Die Veranstaltung hat bewiesen, dass Konferenzen dieser Größenordnung erfolgreich im digitalen Raum durchgeführt werden können. Mitinitiatoren waren das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, das Innovationszentrum Niedersachsen, der Handelsverband Niedersachsen-Bremen e.V. (HNB), die Unternehmerverbände Niedersachsen e.V. (UVN), die IHK Niedersachsen (IHKN), die Initiative „Händler helfen Händlern“ sowie die Leuphana Universität Lüneburg.
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